Für die Shelter Stiftung schuf Lee Ufan eine Lithografie, die seine Beschäftigung mit der traditionellen japanischen Malerei aber auch den Motiven von Zeit und Raum, Fülle und Leere zeigt. Etwas unterhalb der Bildmitte platziert der Künstler eine kurze geschwungene schwarze Linie auf dem weißen Grund. Bei längerer Betrachtung wird deutlich, dass die feinen Farbpartikel, die das weiße Blatt überziehen, immer stärker hervortreten. So wird das Seherlebnis zu einem meditativen Prozess, bei dem Linie, Farbpartikel und der weiße Grund des Papiers in sich stetig verändernder Beziehung zu einander stehen.
Lee Ufan (*1936 in Kyongnam, Korea, lebt in Kamakura & Paris)
Lee Ufan studierte Philosophie und ab 1961 traditionelle japanische Malerei. Zum Ende des Jahrzehnts wandte er sich verstärkt den Themen Skulptur und optischer Illusion zu. 1969 wurde er Mitglied und Vordenker der Künstlergruppe Mono-ha („Ding-Schule“), die in kritischer Auseinandersetzung mit der Kunsttradition steht. Er experimentierte Anfang der 70er Jahre mit verschiedenen Materialien und begann die Serie Relatum – meditative Kunstwerke bestehend aus Materialien wie Stein und Stahl. Es folgen weitere Serien wie With Winds (1987) und Correspondance (seit 1991). 2001 erhielt er den Praemium Imperiale, 2010 wurde auf der Insel Naoshima in Japan das von Tadao Ando erbaute Lee Ufan-Museum eröffnet.
